Dem Körper vertraut

In den frühen Morgenstunden, ein paar Tage vor dem ET meines dritten Babys werde ich von einem leichten Ziehen im Unterleib wach und weiß intuitiv – heute wird unser Baby geboren.

Noch im Bett liegend, kuschle ich meine Töchter ganz bewusst ein „letztes“ Mal, bevor ihr kleiner Bruder in unsere Mitte kommen soll.

Ich weiß schon von meiner zweiten Geburt, dass es auch dieses Mal ein Willkommen sowie ein Abschied ist. Abschied vom schwanger sein, Abschied von meiner bisher Kleinsten und das willkommen heißen eines neuen Teammitglieds.

Noch im Bett schreibe ich meiner Hebamme Jessica, dass ich leichte Wehen habe, mich aber nochmal melde, wenn es intensiv und regelmäßiger würde. 

Anders als in der Schwangerschaft, stehe ich sofort mit allen auf, ziehe meine Töchter an und sage meinem Mann, dass ich glaube das heute unser Sohn zur Welt kommen wird. Als mein Mann unsere Töchter gegen 8:30 Uhr zur Kita bringt, merke ich, wie die Wehen etwas an Intensität gewinnen.

Ich habe das Bedürfnis nach Bewegung und mache mir entspannte Musik an und bewege mich auf dem Pezziball. 

Ich merke außerdem regelmäßigen Flüssigkeitsaustritt und bin mir nun sicher: es geht los. Als mein Mann um 9:30 Uhr wieder zu Hause ist, vergewissert auch er sich und ist ebenfalls überzeugt – heute findet Geburt statt. Er bereitet mir die Badewanne vor, dunkelt alles ab, verschafft mir meine Wunschatmosphäre und ich wechsle um 10:00 in die Badewanne. 

Mein Körper meldet eine schnelle Darmentleerung an, sodass ich kurzzeitig auf Toilette wechsel, was die Wehen sehr plötzlich sehr intensiv werden lässt.

Zurück in der Badewanne bleiben die Wehen regelmäßig und intensiv und mein Mann verständigt Jessica und sie ist ca. 10:45/11 Uhr da.

Die Wehen schwanken dann plötzlich zwischen wieder 6 Minuten Abständen und intensiven 2-3 Minuten. Als Jessica nach ca. 1 Stunde den Muttermund untersucht die zunächst ernüchternde Diagnose: wir sind aktuell vielleicht bei 2-3 cm. 

Ich hatte mit etwas anderem gerechnet, da ich die Wehen schon als intensiv wahrgenommen hatte. Wir entscheiden einen Location Wechsel und ich gehe in einer Wehenpause Richtung Nebenzimmer und Bett. 

Nach weiterem Tasten und nicht signifikanter weiterer Öffnung entscheiden wir uns für ein Zäpfchen zur Entspannung und evtl. weicher machen des MuMu.

Jessica teilt uns mit, der Kopf unseres Sohnes scheint sich durch den geschlossenen MuMu drücken zu wollen, was die Intensität meiner Wehen erklären würde. Mein Mann war die ganze Zeit an meiner Seite bzw. vor mir aufrecht sitzend im Bett, um mich zu stützen. Als Jessica gerade nochmal kurz los wollte, nahmen die Wehen plötzlich richtig Fahrt auf. Ich nahm meine Umgebung ab diesem Zeitpunkt nicht mehr vollständig wahr, konnte mich nur noch auf die intensiven Wehen konzentrieren, mir bei jeder Wehe bewusst machen, jedes Mal ein Stückchen weiter Richtung Geburt. Jessica entschied glücklicherweise doch lieber zu bleiben, denn schon kurz darauf verspürte ich trotz noch nicht vollständig geöffnetem MuMu das Bedürfnis zu pressen. Die Verunsicherung war mir ins Gesicht geschrieben, sodass Jessica mich schnell beruhigte und sagte, wenn ich das Gefühl habe, dann soll und darf ich dem nachgehen.

Sofort vertraute ich wieder in meinen kompetenten Körper und fing an zu pressen. Mein Mann zu diesem Zeitpunkt mein größter Halt und Kraftgeber hielt mich nonstop fest. 

Nach dann doch schnellen 20 Minuten Presswehen kam unser Sohn ganz selbstbestimmt um 14:45 Uhr in der Hocke zur Welt. Unsere 2. Hebamme Melanie schaffte es gerade noch zur Geburt. 

Voller Glück, Liebe und Erleichterung nahm ich unseren Sohn sofort hoch.

Mir wurde schnell aus der Hocke ins Bett geholfen. Dort angekommen durften wir zunächst die Nabelschnur auspulsieren lassen und kuscheln. Nachdem mein Mann diese dann trennen durfte, begab ich mich erneut in die Hocke um die Plazenta zu gebären. 

Die anschließende Untersuchung der Plazenta sowie meines Körpers ergab keine weiteren To-Dos. Als ca. 40 Minuten nach der Geburt unsere Töchter nach Hause kamen und sofort zu uns ins Bett gekuschelt kamen war unsere Geburt perfekt. Wir sind so dankbar für die wundervolle Begleitung und Unterstützung durch Jessica und Melanie, die uns bereits zum zweiten Mal dieses entspannte und wunderschöne Geburtserlebnis ermöglicht haben. 

Als krönenden Abschluss durften unsere großen Töchter die U1 begleiten und ihren kleinen Bruder genaustens untersuchen, ausmessen und Fingerchen zählen. Kurz darauf starteten wir in ein ebenfalls wunderschönes und entspanntes Wochenbett. 

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Anders als geplant

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Raum, Zeit und Empowerment