Eine sanfte Hausgeburt

Fünf Tage vor meinem ET begannen an einem Sonntag Abend meine Wellen. Ich war gerade ins Bett gegangen, es muss vielleicht so 23 Uhr gewesen sein. Dass dies der Geburtsbeginn unserer Tochter sein würde, war mir zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst. Ich dachte vielmehr, dass es womoglich nur Vorwehen seien. 

Ich lag mit geschlossenen Augen im Bett und konzentrierte mich darauf die Wellen zu veratmen. Mit einer Atemtechnik, die ich aus meinem Geburtsvorbereitungskurs „Die Friedliche Geburt“ von Kristin Graf gelernt hatte: Langsam tief in den Bauch hinein und wieder aus. 

Als die Wellen längere Zeit anhielten, machte ich mir die Hypnose aus dem Kurs „Geburtsbeginn mental fördern“ auf die Ohren. Dies tat mir unglaublich gut, für den Fall, dass es nun Geburt sein würde, mich darauf positiv einzustellen. 

Ich war immer wieder unsicher - Ist es jetzt wirklich schon soweit?!

Dennoch blieb ich ganz bei mir, veratmete die Wellen und visualisierte, wie sich mein Muttermund öffnet.

Nach einigen Stunden, mitten in der Nacht, machte ich den Badewannentest. Ich legte mich in die wohlig warme Badewannne und merkte relativ schnell, dass die Wellen deutlich stärker wurden. In den Wellenpausen konnte ich mich nichtsdestotrotz gut entspannen und mich von der Stimme meiner Hypnose leiten lassen. 

Ich ging wieder aus der Badewanne heraus, zurück ins Bett. Da ich nun wusste, es könnte Richtung Geburt gehen, machte ich die Geburtshypnose an. 

Mit jeder Wehe visualisierte ich, wie sich mein Muttermund öffnet, sprach innerlich die Worte „Weiter, weiter, weiter“ oder „Ja, Ja, Jaa“, während ich stark konzentriert meine Atemtechnik ausübte. Dies half mir so enorm viel, mich jeder Welle hinzugeben. Ich hatte jede Welle gut im Griff. 

Stunde um Stunde und Welle für Welle vergingen. Ich hatte keinerlei Zeitgefühl und war voll und ganz bei mir und meinem Kind. 

Zum Morgen hin sagte ich meinem Mann, dass er womöglich nicht zur Arbeit fahren müsse und, dass ich schätzte, meine Wellen würden so alle 10 Minuten kommen. Er trackte sie ohne mein Wissen und erzählte mir später, dass sie zu diesem Zeitpunkt bereits alle 3 Minuten kamen! Danach telefonierte er zum ersten Mal mit Jessica und setzte sie in Kenntnis.   

Die Zeit am Morgen verstrich und ich spürte, wie es intensiver und anstrengender wurde. Ich war weiterhin ganz bei mir und hochkonzentriert auf die Atmung und die Visualisierung des sich öffnenden Muttermundes. Ich sagte meinem Mann, dass ich bald in den Geburtspool wollte, in der Hoffnung, dass mir die Schwerelosigkeit und die Wärme guttun würden. 

Der Pool war bereits aufgebaut und musste nur noch eingelassen werden. Gegen vielleicht 11 oder 12 Uhr war es soweit und ich stieg hinein. Weiterhin die Hypnose auf den Ohren, visualisierend, meine inneren Worte sprechend und atmend. Das warme Wasser tat soo so gut! 

Nach einiger Zeit im Pool in verschiedensten mir angenehmen Positionen, sagte ich zu meinem Mann, dass ich es nicht mehr gut einschätzen könne und nicht wisse, ob Jessica vielleicht kommen sollte. Er rief sie gegen 13 Uhr an. Ca. 45 Minuten später war sie da. Sie tastete relativ am Anfang den Stand des Muttermundes, welcher 5-6cm geöffnet war. Das Köpfchen war bereits tief. Ich veratmete die Wellen weiter in meinem eingespieltem Rhythmus. 

Ab einem bestimmten Punkt wurden die Wellen intensiver. Sie waren bewältigbar, allerdings merkte ich, dass ich mich noch viel viel mehr konzentrieren musste, um sie zu veratmen und bei mir zu bleiben.

Ich versuchte mich in jeder, jetzt kürzeren, Wellenpause noch viel besser zu entspannen. Kurze Zeit später spürte ich eine Veränderung. Meine Atemtechnik half mir nicht mehr so gut. Jetzt weiß ich, dass ich kurz vor den Presswehen stand. Die Situation überwältigte mich kurzzeitig, weil ich meinen bis dahin so eingespielten Rhythmus verlor. Ich blieb allerdings gelassen und weiterhin konzentriert und meisterte auch diese in meiner Wahrnehmung recht kurze Phase. 

Ich merkte nun einen starken Druck nach unten und verspürte das Bedürfnis intensiv mitzuschieben. Die Presswehen begannen. Ich empfand sie als eine unglaubliche Urkraft, die von innen heraus aufgebaut wurde, der ich mich (reflexartig) voll und ganz hingab. 

Ich lehnte im Vierfüßler mit dem Oberkörper über dem Beckenrand. Mein Mann musste einiges aushalten, da ich mich in jeder Presswehe mit den Armen auf ihn gestemmt habe :D Ein Glück, das diese Phase nicht allzu lange andauerte! 

Da es unserer kleinen Maus kurz vor Ihrer Geburt etwas eng wurde und ihre Herztöne etwas abfielen, wechselten wir nach draußen, um ihr mit Bewegung und der tiefen Hocke schneller durchs Becken zu helfen. Vielleicht 3 Wehen sollten es noch sein. 

Während der letzten Presswehe in der tiefen Hocke, schob ich so stark ich konnte –  das Köpfchen wurde geboren. Und nach einer kurzen Pause, in der gleichen Wehe um 16.31 Uhr war auf einmal unsere Zaubermaus da. 

Irreal und zugleich so wunderschön. 

Eine einzigartige und unbeschreibliche Erfahrung! Ich wünsche mir, dass wir das noch einmal so erleben dürfen!

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Geborgen geboren

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Stark und sicher im Wasser geboren