Stark und sicher im Wasser geboren
Der erste Dienstag im neuen Jahr 2022 sollte für uns der besonderste Tag in unserem bisherigen Leben werden. Ich hatte am Morgen zuvor bereits Wellen gehabt, die sich im Laufe des Tages aber wieder verabschiedet hatten und meine liebe Hebamme Jessica hatte mich zuhause untersucht. Sie bestätigte mir, dass dies der zaghafte Anfang sei und ich die Pause nun erst nochmal nutzen könnte, um Kraft für die bevorstehende Geburt zu tanken und zu schlafen.
Das tat ich dann auch, bis ich mir am frühen Morgen ein Bad einließ, um entspannt in den neuen Tag zu starten.
Ich hoffte darauf, dass die Wellen wiederkommen, da ich mich bereit fühlte und von Vorfreude erfüllt war.
Ich hatte bereits während meiner Schwangerschaft mit den Meditationen der friedlichen Geburt gearbeitet und versuchte mich damit in der Wanne immer wieder tief zu entspannen. Dies klappte am Anfang auch ganz gut, doch mit steigender Intensität der Wellen und damit auch steigender Vorfreude und Aufregung bei mir, konnte ich mich nicht mehr so gut darauf konzentrieren. Dies empfand ich aber nicht als schlecht, ich ging einfach mit dem Flow und tat das was sich für mich in dem Moment gut und richtig anfühlte.
Die Wellen wurden immer intensiver und ich verbrachte den Vormittag damit mich durch unsere Wohnung zu bewegen, Wellen zu veratmen und meine Aufregung und Vorfreude mit meinem Partner zu teilen. Während der ganzen Zeit hielt ich mit Jessica Kontakt und fühlte mich sicher und am richtigen Ort. Als die Wellen dann aber weiter an Intensität zunahmen, spürte ich, dass der Moment näher rückte um ins Geburtshaus zu fahren.
Jessica vereinbarte mit uns ein Treffen in zwei Stunden im Geburtshaus und trug mir in der Zwischenzeit auf mit dem Becken zu kreisen. Ich war so aufgeregt, mein Partner und ich schauten uns an und sagten „Wenn wir nach Hause kommen, haben wir unser Baby bei uns“.
Und so sollte es dann auch sein. Als wir dann ankamen rechnete Jessica zwar damit, wie sie mir später mitteilte, uns wieder nach Hause zu schicken, weil ich so entspannt und mit einem Lächeln auf den Lippen den Raum betrat. Als sie mich dann aber untersucht hatte und feststellte, dass mein Muttermund schon 7cm geöffnet war, sagte sie mit einem Strahlen „ihr bleibt dann wohl hier, ich lasse dir die Wanne ein“. Das löste bei mir so ein wunderbares Gefühl von Vorfreude und Erleichterung aus, da ich nun ahnen konnte das wir unserem Wunder schon ganz nah sind.
Als ich dann in der Wanne war und mich zunehmend mehr entspannen konnte nahmen die Wellen immer mehr an Fahrt auf und ich konzentrierte mich voll und ganz auf mich und meinen Körper.
An Meditationen konnte ich in diesem Moment überhaupt nicht mehr denken, aber das war auch okay. Ich nahm alles so wie es kam und arbeite damit, immer noch erfüllt von Vorfreude auf mein Kind. Die gemütliche Atmosphäre des abgedunkelten Raums und die Ruhe halfen mir dabei entspannt zu bleiben und mein Partner und ich waren zu diesem Zeitpunkt auch immer wieder alleine im Geburtsraum, was sich sehr intim und schön anfühlte.
Irgendwann, genau im richtigen Zeitpunkt, fragte Jessica mich dann ob sie ab nun bleiben solle und ich sagte sofort „Ja“. Eine sehr intensive Phase der Geburt brach für mich an und ich muss wirklich sagen, dass Jessica mich da durch getragen hat. Meinen inneren, zwischendurch aufkommenden, Zweifeln ob ich das alles so schaffen würde wie ich es mir vorgestellt hatte, wirkte sie mit ihrer ruhigen und sicheren Begleitung entgegen und ich hatte das Gefühl mich voll und ganz auf sie verlassen zu können. Sie sprach mir gut zu, überprüfte immer wieder die Herztöne meines Kindes, tastete wenn ich es erlaubte und sagte mir, dass es bald soweit sei und ich gut voran komme.
Ich legte mich wirklich voll und ganz in ihre Hände und blendete Zeit und Raum aus während ich mich immer mehr Richtung Geburt arbeitete. Schließlich war es dann soweit und ich konnte gemeinsam mit Jessica mein kleines Mädchen aus dem Wasser heben und auf meine Brust legen.
Ich war so unglaublich erfüllt von unzähligen Gefühlen. Liebe, Erleichterung, Stolz… hinter mir begann mein Partner zu schluchtzen und es war für uns beide wirklich der unglaublichste Moment unseres Lebens.
Nach einer Kennenlernzeit in der Wanne wurde ich behutsam von Jessica und Melanie auf dem Bett versorgt. Knapp zwei Stunden später verließ ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht gemeinsam mit meinem Partner und unserem Baby das Geburtshaus und auf dem Weg nach Hause konnte ich es gar nicht glauben, dass ich grade ein Kind geboren hatte.
Meine Geburtserfahrung wird für immer das herausforderndste aber zugleich auch wunderschönste Erlebnis meines Lebens bleiben und ich bin zutiefst dankbar dafür, dass ich so wunderbar feinfühlig und bestärkend begleitet wurde.
Ich habe das Gefühl, dass meine eigene Stärke durch die Sicherheit die mir meine wunderbare Hebamme Jessica und das Geburtshaus gegeben hat, erst richtig ins Wirken gekommen ist und ich bin bis heute sooo stolz darauf wie ich die Geburt meiner Tochter gemeistert habe.
Ich denke immer wieder gerne an diese Erfahrung zurück und das ist doch alles was man sich wünschen kann oder? Danke für eure wunderbare Arbeit!